Großangelegte Waldbrandübung im Nutscheid
„5000 m2 großes Bodenfeuer“: Feuerwehren und THW trainieren für den Ernstfall
Das circa 10.000 Hektar große Waldgebiet Nutscheid wurde am Samstag zur Kulisse einer im großen Stil durchgeführten Einsatzübung: Die Feuerwehr im oberbergischen Waldbröl übte die Bekämpfung eines ausgedehnten Waldbrandes. Mehr als hundert Feuerwehrleute und Einsatzkräfte des THW, zwanzig Einsatzfahrzeuge und mehrere Kilometer Schlauchleitung kamen zum Einsatz. Hintergrund der Großübung ist das neu etablierte Vegetationsbrandkonzept der Waldbröler Feuerwehr.
Unter dem Vorsitz von Daniel Wendeler (Leiter der Feuerwehr Waldbröl) erarbeitete eine Arbeitsgruppe aus Waldbröler Führungskräften das neue Konzept: „Der Klimawandel ist auch bei uns angekommen und man kann vermehrt beobachten, dass durch den Klimawandel die Trockenperioden zunehmen und somit die Gefahr von Vegetationsbränden stetig steigt. Dies
zeigen auch die Einsatzzahlen“ schreibt der Arbeitskreis. „Daher ist es von großer Bedeutung sich organisatorisch, materiell und personell auf diese Art von Einsätzen vorzubereiten“, so die Verantwortlichen weiter.

Als nahezu größtes zusammenhängendes Waldgebiet im Bergischen Land bietet der Nutscheid nicht nur ein großes Gefahrenpotenzial, sondern auch die optimale Übungsumgebung für ein derartiges Szenario: Ein Anrufer meldet eine unklare Rauchentwicklung zwischen den Ortschaften Neuenhähnen, Wippenkausen und der Zeitstraße. Mit dieser Meldung und dem Stichwort „unklare Rauchentwicklung“ beginnt die Großlage gegen 15 Uhr für die Löschgruppe Geilenkausen. Eine Viertelstunde später steht fest: Es handelt sich um einen ausgedehnten Waldbrand durch ein schätzungsweise über 5000 m2 großes Bodenfeuer südlich der Ortschaft Wippenkausen, das sich weiterhin ausbreitet. Das ausgerückte Löschgruppenfahrzeug ist nicht mehr ausreichend – eine Alarmstufenerhöhung auf B4W („Brand 4 Wald“) wird veranlasst.
Neben den Einheiten Waldbröl, Thierseifen, Heide und der Feuerwehreinsatzleitung, werden sodann auch das THW Waldbröl und die Feuerwehr Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) zur Zeitstraße beordert. Während das Technische Hilfswerk mit Wasser und Kraftstoff den Bereitstellungsraum und die Logistik an der Einsatzstelle unterstützt, rückt die Windecker Wehr mit einem weiteren Schlauchwagen und zwei Löschgruppenfahrzeugen an. Im Realfall hat eine solche Alarmstufenerhöhung darüber hinaus die Alarmierung von sieben weiteren Fahrzeuge aus sechs oberbergischen Kommunen zur Folge.

Die alarmierten Einheiten treffen nacheinander im zeitgleich eingerichteten
Bereitstellungsraum ein. Der Löschzug Waldbröl rückt neben dem Einsatzleitwagen mit dem Löschgruppenfahrzeug (LF), dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF), dem Tanklöschfahrzeug (TLF) und dem Gerätewagen „Logistik“ (GW-L) an. Auch die anderen Einheiten rücken jeweils mit einem LF aus. Der Löschzug Thierseifen fährt die Brandstelle
zusätzlich mit einem HLF und einem TLF an. Ferner kommt der Schlauchwagen (SW) der Löschgruppe Heide zum Einsatz.
Zur vereinfachten Koordination und Strukturierung der Einsatzstelle richtet die Einsatzleitung circa 15 Minuten nach der ersten Rückmeldung drei räumliche Einsatzabschnitte sowie einen Einsatzabschnitt „Logistik“ ein. In den Einsatzabschnitten Süd, Ost und Nord organisieren sich die beteiligten Einheiten zur Brandbekämpfung und Löschwasserversorgung. Durch den
Einsatzabschnitt Logistik wird der Löschwasser-Pendelverkehr sowie die Kraftstoffversorgung für die Einsatzabschnitte sichergestellt. Die im Bereitstellungsraum befindlichen Einsatzkräfte können so geordnet abgerufen und eingesetzt werden.
Eine Vielzahl von Arbeiten findet parallel statt: Der Aufbau einer rund vier Kilometer langen Schlauchleitung, die Wasserentnahme aus verschiedenen Löschteichen sowie Zisternen, das Einrichten der Einsatzleitung, die Einweisung von Kräften und die logistische Versorgung der
Einsatzstelle. Im Zuge der Übung kommt so auch ein Löschwasserbehälter der Feuerwehr Windeck mit einem Fassungsvermögen von 15.000 Litern zum Einsatz. Die Kommunikation erfolgt über die gesamte Übung hinweg auf knapp fünfzehn verschiedenen Funkkanälen bzw. Funkgruppen.

Nach gut dreieinhalb Stunden Arbeit und zahlreichen Lagebesprechungen im Waldgebiet endet die Einsatzlage. Die Verantwortlichen ziehen ein positives Fazit: Die Übung verlief überaus erfolgreich. So zeigte sich nicht nur, wo Raum für Verbesserungen bleibt, sondern auch, dass die Beteiligung des THW und der Feuerwehr Windeck ein Paradebeispiel für eine gute, über die Organisations- und Kreisgrenzen hinausgehende Zusammenarbeit ist. Der Übung von dergleichen Großeinsatzlagen kommt insbesondere kommunikativ, taktisch und logistisch eine hohe Bedeutung zu, da gerade Wald- und Vegetationsbrände häufig ein großes Kräfte- und Fahrzeugaufgebot erfordern und die Einsatzstellen oft in unwegsamem Gelände liegen.
Unsere Bürgermeisterin – Frau Larissa Weber – machte Sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort und liess sich die Übung von Einsatzleiter Daniel Wendeler erläutern.
Es zeigte sich aber auch, dass es an Ausstattung fehlt. Insbesondere das Tragen der schweren Schutzkleidung bei den hohen Temperaturen erschwerte den Kameraden den Einsatz. Die Leitung der Feuerwehr konnte daraus ableiten, dass es in dem Bereich der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) für Vegetationsbrände noch große Defizite gibt, bei denen unbedingt nachgesteuert werden muss.
Zu Gefahren oder Einschränkungen für die Bevölkerung kam es zu keinem Zeitpunkt. Die Feuerwehr Reichshof stellte unter Beteiligung der Einheiten Denklingen und Mittelagger den Grundschutz für das Stadtgebiet sicher.